FAQ: Rechtssicher positionieren
1. Welches Recht gilt für Sportvereine und -verbände unmittelbar, wenn es um „parteipolitische Neutralität“ geht? Verfassungsrecht oder Steuerrecht?
Es gilt das Gemeinnützigkeitsrecht, also Steuerrecht, für gemeinnützige Sportvereine und -verbände. Vereine und Verbände müssen demnach „parteipolitisch neutral“ sein.
Für Staatsorgane (z.B. Minister*innen, Bürgermeister*innen, kommunale Verwaltungen, …) gilt dagegen das verfassungsrechtliche Gebot der Chancengleichheit für Parteien. Das Neutralitätsgebot ist ein Grundsatz, der in der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland festgeschrieben ist. Dieses verfassungsrechtliche Gebot ist weitreichender als die gemeinnützigkeitsrechtliche „parteipolitische Neutralität“ für Sportvereine.
Es gibt somit in der praktischen Umsetzung Unterschiede, die beachtet werden sollten. Kommunen müssen beispielsweise keiner oder allen Parteien eigene Räumlichkeiten vermieten. Sportvereine dürfen Unterschiede machen, allerdings müssen diese sportethisch oder sachlich plausibel begründet sein.
2. Was sagt das Steuerrecht - also das Gemeinnützigkeitsrecht - zur „parteipolitischen Neutralität“ von Sportvereinen?
Das Steuerrecht besagt, dass Sportvereine und -verbände parteipolitisch neutral sein müssen. Das bedeutet aber nicht, dass Vereine und Verbände gesellschaftspolitisch neutral sein müssen!
Denn innerhalb des Satzungszwecks, bei Sportvereinen ist es die „Förderung des Sports“, dürfen sich Vereine und Verbände positionieren, also auf die öffentliche Willens- und Meinungsbildung Einfluss nehmen. Diese Sportpolitik machen fast alle Sportvereine und -verbände regelmäßig, wenn es beispielsweise um Themen wie Sportinfrastruktur oder ehrenamtliches Engagement im Sport geht.
Auch bei vereinzelten Äußerungen von Sportvereinen und -verbänden zu tagespolitisch aktuellen Anlässen außerhalb des eigenen Satzungszwecks „Sportförderung“ wird die Gemeinnützigkeit nicht entzogen. Hier gilt das Prinzip der Verhältnismäßigkeit.
Parteipolitik ist also kein gemeinnütziger Zweck. Es dürfen keine rein parteipolitischen Aktivitäten unterstützt werden. Parteipolitik bedeutet beispielsweise, dass eine Partei nicht grundsätzlich bevorzugt oder benachteiligt werden darf.
Nur weil Parteien bestimmte Themen behandeln, werden die Themen an sich nicht unbedingt Parteipolitik. So dürfen Sportvereine sich um Sportpolitik kümmern, auch wenn bestimmte Parteien dieselben sportpolitischen Themen auf ihrer Agenda haben.
3. Was passiert, wenn ich mich als Verein oder Verband gemeinnützigkeitsschädigend verhalte?
Es kommt darauf an, wie schwerwiegend die Schädigung ist. Das zuständige Steuer- bzw. Finanzamt wird den Fall prüfen. Dabei muss das Amt das Prinzip der Verhältnismäßigkeit berücksichtigen. Das kann z. B. dann angewendet werden, wenn ein Verein einmal eine Positionierung veröffentlicht hat, in der die parteipolitische Neutralität nicht gewahrt wurde, ansonsten aber das Prinzip immer beachtet.
Im Sinne einer guten Vereins- und Verbandsführung sollte das Gemeinnützigkeitsrecht immer genau eingehalten werden.
4. Muss ich die „parteipolitische Neutralität“ in meine Satzung schreiben?
Der Sportverein kann sich in seiner eigenen Satzung zu parteipolitischer Offenheit bzw. Ungebundenheit bekennen. Ein solches Bekenntnis schafft Transparenz. Jede Person weiß also, wofür dieser Verein in Bezug auf Parteien steht.
Der Verein muss sich nicht in seiner eigenen Satzung zum Neutralitätsgebot bekennen. Das ist die eigene Entscheidung des Vereins und seiner Mitglieder. Die „parteipolitische Neutralität“ laut Gemeinnützigkeitsrecht gilt aber dennoch.
5. Darf sich ein gemeinnütziger Sportverein für oder gegen eine Partei positionieren?
Nein, für gemeinnützige Sportvereine und -verbände gilt das Gemeinnützigkeitsrecht, also Steuerrecht. Demnach müssen Vereine parteipolitisch neutral sein. Die grundsätzliche Ablehnung oder Bevorzugung einer Partei als solche („Wir lehnen Partei XYZ ab“, „Wählt Partei ABC“, „Wir vermieten unsere Räumlichkeiten nur an Partei 123“) ist nicht erlaubt.
Eine Positionierung ist öffentliches Stellung nehmen. Positionieren kann sich ein Verein oder Verband beispielsweise in Form von Pressemitteilungen, durch Reden auf dem Vereinstag, durch die Organisation von oder Teilnahme an einer Demonstration, Slogans auf Trainingskleidung oder Social Media-Posts.
6. Darf sich ein Sportverein kritisch mit Inhalten von Parteien auseinandersetzen und die Haltung öffentlich zeigen?
Inhalte oder Themen „von“ Parteien sind meist Inhalte oder Themen, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden und von diesen aufgegriffen werden. Oder Parteien setzen neue Themen, die ihnen wichtig sind. Aber auch solche Inhalte sind Teil der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung in einer Demokratie und keine reine Parteipolitik.
Sportvereine und, insbesondere, -verbände dürfen unter anderem Sportpolitik machen. Das heißt, sie dürfen sich auch zu sportpolitischen Positionen einzelner Parteien äußern. Dabei dürfen Parteien nicht als solche abgelehnt werden. Erlaubt ist aber, inhaltliche Positionen von Parteien in ein Spannungsfeld zu eigenen, sportpolitischen Positionen des Vereins oder Verbands zu setzen.
Auch sportethische Haltungen des Vereins, wie Antirassismus und Fairness, können in Kontrast zu Parteiinhalten oder Äußerungen von Politiker*innen stehen. Das darf benannt werden, idealerweise mit Verweis auf die eigene Satzung, in der die Werte des Sportvereins oder -verbandes festgehalten sind. Dabei ist immer auf das konkrete Verhalten oder auf Äußerungen von Parteimitgliedern bzw. Parteien abzuzielen und nicht auf eine Partei als solche. Zudem sollte solche Positionierungen durch Vereine und Verbände nur anlassbezogen, „tagespolitisch aktuell“, und vereinzelt gemacht werden.
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Event-Inklusionsmanager*in im Sport: Ralph Dorn
Die Bezeichnung “Event-Inklusionsmanager” (EVI) scheint Ralph Dorn auf den Leib geschneidert. Seit seinen Antritt als EVI beim Gehörlosen-Sportverein (GSV) Karlsruhe stellt der 60-jährige bereits eine ganze Reihe Veranstaltungen auf die Beine.
Dem Karlsruher Verein ist der Ettlinger seit vielen Jahren verbunden. Sein sportlicher Werdegang beim GSV begann bereits mit 13 Jahren in der Fußball-Jugendmannschaft. Sieben Deutsche Meistertitel bei den Herren und die Berufung zum Nationaltorwart folgten.
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Geschlechtergerechtigkeit im Sport - Highlights 2025 im Überblick
Ob bei Netzwerktreffen, Fachforen oder Podiumsdiskussionen - engagierte Menschen aus Verbänden, Vereinen und der Wissenschaft arbeiten daran, faire Rahmenbedingungen zu schaffen, Rollenbilder zu hinterfragen und Barrieren abzubauen. Dabei geht es um die Förderung von Frauen*, die Sichtbarkeit von LGBTIQ*-Perspektiven und die Öffnung für geschlechtliche Vielfalt.
Der DOSB engagiert sich gemeinsam mit vielen Partner*innen für eine Sportlandschaft, in der alle Menschen - unabhängig von Geschlecht, geschlechtlicher und sexueller Identität - gleichberechtigt teilhaben können.
Eine Auswahl zentraler Termine 2025:
Weltcup Shanghai: Zufriedenheit auch ohne Medaille
Jedermann-Lehrgang Wiesbaden: KK-Auflage für Senioren im Juni
World Tour Target Sprint Ora: Acht DSB-Athleten beim Auftakt dabei
Weltcup München: Die internationale Bedeutung des Weltcups
Wie Vereine und Verbände am besten an Fördergelder der EU kommen
Geschmortes Rindfleisch mit Pommes frites, Käsekroketten mit marinierter Roter Bete, zur Nachspeise Waffeln mit Kirschkompott - die belgischen Spezialitäten, die im Personalrestaurant des DOSB am Donnerstagmittag gereicht wurden, fanden trotz ihrer Kalorienmenge viel Anklang. Leichte Kost war das, was Folker Hellmund, Elisabeth Strobach und Jakob Krones nebenan im Konferenzraum Arena servierten, zwar auch nicht. Aber dem Trio aus dem Brüsseler EU-Büro des Europäischen Olympischen Komitees (EOC), das den Anlass für den kulinarischen Mottotag geliefert hatte, gelang es, die umfangreichen Inhalte seines Arbeitsalltags in ansprechende Häppchen zu portionieren. Und so wurde aus dem „DOSB-Europatag“ eine Veranstaltung, die deutlich mehr Zuhörer*innen verdient gehabt hätte als das Dutzend, das am frühen Nachmittag mit wichtigen Informationen gesättigt den Rückweg ins Büro antrat.
Folker Hellmund und sein Team, zu dem auch Schülerpraktikant Max Lissek, ein Deutsch sprechender Ire aus Dublin, zählte, waren am Donnerstagmorgen per Auto aus Belgiens Hauptstadt in die Otto-Fleck-Schneise gereist, um einerseits ihren Tätigkeitsbereich vorzustellen; andererseits aber auch, um die vielen Möglichkeiten darzulegen, wie die gut 86.000 Sportvereine in Deutschland an finanzielle Unterstützung für Projekte kommen können, die eine Verbindung zum Sport aufweisen. Denn dafür - das war eine wichtige Erkenntnis des Tages - ist mancherorts mehr Geld vorhanden, als abgerufen wird. Aber der Reihe nach.
Zunächst ist wichtig zu verstehen, wie das EOC EU-Büro aufgestellt ist und woran es arbeitet. Gegründet wurde es im Februar 2009 als Nachfolgeorganisation des EU-Büros des deutschen Sports, dessen Leiter Folker Hellmund seit 2007 war. „Es sollte ein europäisches Projekt werden, um die Belange des Sports auf EU-Ebene angemessen zu vertreten“, sagt der 64-Jährige. Wie wichtig das bis heute ist, unterstreicht der Fakt, dass es außer der EOC-Vertretung in Brüssel nur noch Lobbybüros des europäischen Fußballverbands UEFA sowie der Fußball-Eliteligen Spaniens („La Liga“) und Englands („Premier League“) gibt.
Sieben Personen arbeiten im EOC EU-Büro in Brüssel
Sieben Personen umfasst das Team, neben den drei Deutschen gibt es Mitarbeiterinnen aus Italien, Frankreich, Kroatien und Belgien. Elisabeth Strobach, die 2021 nach ihrem Studium an der Sporthochschule Köln als Praktikantin in Brüssel startete, ist seit zwei Jahren Policy Officer, ebenso wie Jakob Krones, der auch in Köln seinen Master in Sportpolitik machte, 2019 beim DOSB im Geschäftsbereich Leistungssport anfing und im vergangenen Frühjahr nach Brüssel wechselte. Das Jahresbudget des Büros kommt zu 20 Prozent vom EOC, 80 Prozent muss das Team selbst erwirtschaften - und fährt dafür zweigleisig.
DSB-Podcast: Neue „Volltreffer“-Folge mit Jördis Grabe
„Es gibt immer eine Möglichkeit“
DOSB: Hallo Marcel, du bist Deutscher Meister und zweifacher Vizemeister im Para Badminton. Was macht diesen Sport für dich so besonders?
Marcel Hörenbaum: Badminton ist ein Sport, den fast jeder kennt – fast jeder hatte schon einmal einen Badmintonschläger in der Hand. Für mich ist dieser Sport besonders, weil man, egal wie gut man ihn beherrscht, immer Freude daran hat, zu spielen.
Du bist nicht nur der erste Badminton spielende Rollstuhlfahrer des TuS Wengern 1879 e.V., sondern auch als Übungsleiter aktiv. Erzähle uns doch mal: Wann hast du dich das erste Mal mit dem Wunsch auseinandergesetzt, Übungsleitender zu werden?
Ich hatte schon immer das Bedürfnis, andere Leute zu unterstützen. Als ich 2014 als Spieler zum TuS Wengern gekommen bin, habe ich anfangs dem damaligen Jugendtrainer beim Training geholfen. Als dieser dann aufgehört hat, habe ich das Jugendtraining übernommen. Ich wollte den Kindern und Jugendlichen das bestmögliche Training anbieten - also habe ich die Übungsleiterlizenz erworben.
Weltcup Shanghai: DSB-Teams überzeugen mit Platz fünf und sieben
Nachgefragt „Sterne des Sports“
Seid ihr ein Sportverein aus Hessen oder in Sportdeutschland und wollt Euch über den Vereinswettbewerb „Sterne des Sports“ 2025 und seinen vereinfachten Bewerbungsweg informieren? Dann meldet Euch für das Webinar im Rahmen der „Nachgefragt“-Reihe des LSB Hessen an.
- Wann? 13.05.2025, 18.00 Uhr - 19.00 Uhr
- Wo? Online, anmelden könnt ihr Euch über diesen Link.
- Wer? Das Webinar ist auch für Sportvereine außerhalb Hessens geöffnet.
Wir freuen uns auf Eure Teilnahme. Das „Sterne“-Team im DOSB und lsbh
Grand Prix Pilsen: 31 DSB-Schützen im Einsatz
RWS Randfeuerpatronen – Die Munition entscheidet
Auf Augenhöhe mit den Topteams der Welt
Mehr als das, was Jonas Müller an Einstellung zu seinem Beruf mitbringt, kann sich ein Trainer kaum wünschen. Auf die Frage, wie es nach der mit drei 7:0-Siegen in Folge so triumphal abgeschlossenen DEL-Finalserie gegen die Kölner Haie um seine Motivation für die am Freitag in Stockholm (Schweden) und Herning (Dänemark) beginnende WM stehe, wirkt der Abwehrspieler der Eisbären Berlin ein wenig so, als habe man ihn gerade persönlich beleidigt. „Gefeiert haben wir danach genug, das reicht erst einmal“, sagt er dann, „für mich ist das abgeschlossen. Es macht mir immer riesigen Spaß, zur WM zu fahren, die Motivation dafür ist immer da.“ Um eins klarzustellen: Niemand würde es wagen, die Arbeitsmoral des 29-Jährigen, der seit 2018 alle großen Turniere für Deutschlands Eishockey-Männer absolviert hat, infrage zu stellen. Aber nach einem solchen Rausch, wie ihn die Berliner in den vergangenen Wochen erlebten, den müden Körper noch einmal drei Wochen über die Belastungsgrenzen hinauszuschieben, dazu gehört ein hohes Maß an Professionalität.
Dass Jonas Müller diese mitbringt, unterstreicht nicht zuletzt der Fakt, dass Bundestrainer Harold Kreis ihn für die WM neben den Angreifern Marc Michaelis (Adler Mannheim) und Dominik Kahun (Lausanne HC) zum Assistenten von Kapitän Moritz Seider (Detroit Red Wings) ernannt hat. „Natürlich ehrt mich das. Ich bin sicherlich nicht der Lautsprecher, der in der Kabine große Reden schwingt. Ich versuche immer, meine Bestleistung abzurufen und damit voranzugehen, das hilft dem Team am meisten“, erläutert der in Berlin geborene und bei den Eisbären Juniors aufgewachsene Abwehrspieler seine persönliche Rolle im Nationalteam, das den Schub des so souveränen Titelspaziergangs des Hauptstadtclubs mitnehmen möchte.
Neben Müller stehen aus Berlin auch die Verteidiger Korbinian Geibel und Eric Mik sowie die Angreifer Leo Pföderl, Marcel Noebels, Frederik Tiffels und Manuel Wiederer in Kreis‘ Aufgebot. „Besonders für Geibi und Mika freut es mich sehr, sie haben sich die Nominierung durch ihre starken Leistungen in der DEL total verdient“, sagt Jonas Müller, der verschärft darauf achtet, dass kein Eisbär zu ungebührenden Höhenflügen ansetzt. Mit Justin Schütz, dem einzigen Kölner im Kader, habe man „alles ganz entspannt besprochen, das ist innerhalb der Nationalmannschaft auch kein großes Thema“, sagt Jonas Müller, „wir alle freuen uns, dass wir nach der langen Saison nun noch ein paar Wochen mit den Jungs zusammenspielen können, die sonst Gegner sind.“
2018, als Jonas Müller - damals ebenfalls in Dänemark - sein WM-Debüt erlebte, war das letzte Jahr, in dem Deutschland nicht das Viertelfinale erreichte. Seitdem hat sich die DEB-Auswahl vom chronischen Abstiegskandidaten zu einem Team entwickelt, das im Optimalfall um die Medaillen mitspielen kann. „Insbesondere die WM 2023, als wir Silber gewinnen konnten, war herausragend. Mir hat aber auch die Corona-WM 2021 sehr gefallen, weil dort ein ganz besonderer Teamgeist entstanden ist“, sagt der 1,84 Meter große Linksschütze. Als größten Entwicklungsschritt empfindet er die Tatsache, „dass wir uns gegen die Topteams nicht mehr verstecken, sondern auf Augenhöhe mithalten können. Das Niveau ist über die vergangenen Jahre kontinuierlich höher geworden, was vor allem daran liegt, dass viel mehr Konkurrenzkampf herrscht. Nicht nur, weil wir so viele gute Spieler haben, sondern weil auch alle Lust darauf haben, nach der Ligasaison auch noch die WM zu spielen.“
Badischer Sportschützenverband: Sonne, Spannung, Schützengeist beim 68. Landesschützentag
„Der Sport hat mir Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein gegeben“
DOSB: Der Diversity-Monat komprimiert viele Aktionstage zum Thema Diversity, die im Mai stattfinden. Welche Themen kommen dir als erstes in den Kopf, wenn du das Schlagwort Diversity hörst, was verbindest du damit?
Johanna Recktenwald: Für mich ist Diversity ein Themenmix, der mehrere Bereiche abdeckt. Ich denke dabei in erster Linie an Dinge wie Migration und Integration, Geschlechtergerechtigkeit, aber natürlich auch an Inklusion.
Über das Thema Inklusion möchten wir mit dir als herausragender Parasportlerin sprechen. Du bist durch die Zapfen-Stäbchen-Distrophie sehbeeinträchtigt. Welche persönlichen Herausforderungen hat das Sporttreiben an dich gestellt?
Die Sehbehinderung hat sich bei mir über die Zeit entwickelt, deshalb haben sich die Herausforderungen im Lauf der Jahre verändert. Als Kind habe ich Handball gespielt, aber in der dritten Klasse wurden die Beeinträchtigungen zu stark, um weiter Ballsport ausüben zu können. Ich habe dann ein paar Jahre nach dem richtigen Sport für mich gesucht. Ich habe getanzt, bin geritten, aber hatte ehrlich gesagt nicht so richtig einen Plan, was ich wirklich wollte. Dann bin ich über ein inklusives Langlaufprojekt, das im Saarland, wo ich aufgewachsen bin, von einer Blindenschule als AG organisiert wurde, in Kontakt zum Parasport gekommen.
„Inklusion ist kein Luxuszustand, sondern ein zutiefst demokratisches Grundprinzip“
DOSB: Seit 2017 arbeitest Du im Sport. Wie hat sich aus Deiner Sicht die Umsetzung der Inklusion im und durch Sport entwickelt?
PROF. SINA EGHBALPOUR: Ich bin nach wie vor sehr stolz und dankbar, dass ich Teil der ersten Runde eures wegweisenden Projekts „Sport-Inklusionsmanager*innen“ (kurz: SIMs) sein durfte. Von Beginn an hatte ich den Eindruck, dass dieses Projekt weit mehr als ein kurzfristiger Impuls war - es hat in meinen Augen einen nachhaltigen Grundstein für Veränderung in der inklusiven Sportlandschaft gelegt. Die SIMs (und jetzt auch Event-Inklusionsmanager*innen, kurz: EVIs) haben in ihren jeweiligen Regionen nicht nur wertvolle Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit geleistet, sondern auch Samen gesät, aus denen vielerorts tragfähige Strukturen und wirkungsvolle Maßnahmen hervorgegangen sind.
Gerade in Nordrhein-Westfalen war die Strahlkraft besonders deutlich zu spüren. Der Landesaktionsplan NRW zeigt, dass Inklusion im Sport auch politisch zunehmend als relevante Querschnittsaufgabe wahrgenommen wird. Ich habe das Gefühl, dass wir gemeinsam einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht haben: Es gibt spürbar mehr inklusive Sportfeste, neue Sportangebote sowie vielfältige Aus- und Fortbildungsformate.
Gleichwohl nehme ich die Entwicklung, besonders im Kontext der UN-Behindertenrechtskonvention (BRK), als zu langsam wahr - vor allem im strukturellen Bereich. Mein großes Anliegen wäre es, dauerhafte Fachkraftstellen bei Stadt- und Kreissportbünden zu etablieren. Nur so können wir meiner Meinung nach das Thema Inklusion im Sport wirklich nachhaltig verankern, unabhängig von befristeten Projektstellen oder einzelnen Förderphasen.
Es braucht für die Verbesserung von Teilhabemöglichkeiten im Sport erweiterte Handlungs- und Entscheidungsspielräume sowie eine Auswahlmenge an sowohl inklusiven Sportangeboten wie auch an Sportangeboten ausschließlich für Menschen mit Beeinträchtigung. Hierbei liegt der Fokus besonders auf dem Ziel, dass Menschen mit Beeinträchtigung eine Sportaktivität selbstbestimmt und in frei gewählten Kontexten ausüben können (§8 SGB IX Wunsch- und Wahlrecht).
Interdisziplinär sowie im Zuge der UN-BRK betrachtet, bedeutet dies für die praxisnahen Handlungsebenen Folgendes; es bedarf Aktion und Reaktion auf mehreren Ebenen: auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene, auf der Ebene der politischen Strukturen, auf der Ebene der Sportvereine sowie auf der subjektzentrierten Ebene der Menschen mit Beeinträchtigung. Alle Ebenen sollten im Blick gehalten werden.
Sport als Motor für nachhaltige Entwicklung
Organisiert wurde die Veranstaltung durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Nationalen Olympischen Komitee Tunesiens (CNOT).
Jetzt für das Olympische Jugendlager als Teilnehmer*in oder Leitungsteamer*in bewerben
Gemeinsam laden die Deutsche Olympische Akademie (DOA) und die Deutsche Sportjugend (dsj) engagierte Jugendliche aus dem Ehrenamt und Nachwuchsleistungssport ein, die Faszination der Olympics hautnah zu erleben. Dabei werden sie vor Ort von einem zehnköpfigen, erfahrenen Leitungsteam betreut.
Gesucht: 40 Jugendliche plus Leitungsteamer*innen
Bis zum 15. Juli 2025 können sich 16- bis 19-jährige Jugendliche mit und ohne Behinderung, die Leistungssport betreiben oder sich aktiv in ihrem Verein oder Verband engagieren, über das Online-Bewerbungsportal bewerben (Ausschreibung für die Teilnehmenden).
Bereits zwei Wochen früher, am 30. Juni, endet die Bewerbungsfrist für Betreuer*innen (Ausschreibung für das Leitungsteam).
Alle Informationen zu den Anforderungen im Bewerbungsprozess und Auswahlverfahren finden sich im Online-Portal.
Über das Deutsche Olympische Jugendlager
Das Deutsche Olympische Jugendlager (DOJL) wird seit 2010 gemeinsam von der DOA und der dsj im Auftrag des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) organisiert. Das vielfältige Bildungs- und Sportprogramm umfasst u. a. Wettkampfbesuche, Workshops, Diskussionsrunden, kulturelle Erlebnisse und einen interkulturellen Austausch mit Jugendlichen aus dem Gastgeberland.
Alle Informationen zum bevorstehenden DOJL Mailand Cortina 2026 und zu vorherigen Ausgaben finden sich auf der offiziellen Website. Jetzt bewerben!
Event-Inklusionsmanager*in im Sport: Oliver Gatzsch
„Ein leeres Blatt Papier kann man auch als Intention sehen“, antwortet Oliver Gatzsch auf die Frage, welche Absichten er mit dem Antritt seiner Stelle als Event-Inklusionsmanager (EVI) beim Verein Deutsche Turnfeste verband. Beruflich war der 42-Jährige zu dem Zeitpunkt schon gut herumgekommen: Geschäftsführer eines Sportvereins, Eventmanager in der freien Wirtschaft, Verwaltungsangestellter. Zuletzt leitete er den Betrieb eines Schlosses und Sportparks in einer Gemeinde in Sachsen - doch den einnehmenden Arbeitsalltag hatte er satt.
Zum Ausrichter der Eventserie des Internationalen Deutschen Turnfestes trieb ihn schließlich vor allem eines: Neugier. Für die Wettkampf- und Breitensportveranstaltung,
Wie Menschen mit Behinderungen am Sporttreiben gehindert werden
Stell dir vor, du möchtest Sport treiben, etwas Gutes für deine Gesundheit tun, Menschen treffen, dich engagieren. Und dann sagt dir jemand, noch bevor du überhaupt eine Schweißperle auf der Stirn hast: „Das macht dann 2.000 Euro bitte“.
So geht es vielen Menschen mit Behinderungen.
Denn ohne Sportprothese oder Sportrollstuhl haben sie oftmals keine Chance, am Sport teilzunehmen. Die Versorgung mit Hilfsmitteln ist unzureichend und nicht im Sinne der Betroffenen geregelt. Immer wieder verweigern Krankenversicherungen oder Sozialleistungsträger die Finanzierung und entziehen sich der Verantwortung, indem sie Breiten- und Vereinssport als reine Privatsache abtun. Es kommt zum bürokratischen Hürdenlauf.
Die Folge: Menschen mit Behinderungen bleiben dem Sport und damit einem wichtigen gesellschaftlichen Treffpunkt fern und fühlen sich - zurecht - ausgeschlossen. Und das ist langfristig sogar finanziell schädlich für uns als Gesellschaft. Denn Sport wirkt sich körperlich und mental positiv auf die Gesundheit von Menschen mit Behinderungen aus und spart damit Geld, in dem er mögliche spätere Behandlungen vorbeugt. Unterm Strich ist die Bereitstellung von Hilfsmitteln also ein für die Gesellschaft gewinnbringendes Investment.