Hauberg 2, 70771 Leinfelden-Echterdingen

Team D Nachwuchs überzeugt beim EYOF 2025 in Skopje

Mit sieben Mal Gold, vier Mal Silber und zwölf Mal Bronze verabschiedet sich der Nachwuchs des Team Deutschland erfolgreich aus der nordmazedonischen Hauptstadt. Im Medaillenspiegel landet Deutschland mit seinen 23 Medaillen auf Platz acht noch vor Serbien und hinter Ungarn.

Bei der Abschlussfeier führte erneut ein Fahnenträger*innen-Duo die 148 deutschen Nachwuchsathlet*innen an. Die Wahl des DOSB fiel dabei auf Lotta Willuhn (Handball) und Milan Zeisig (Badminton).

Die 17-jährige Torhüterin Lotta Willuhn vom TV Hannover-Badenstedt hat mit der U17 Mädchenmannschaft am letzten Wettkampftag sensationell Gold gewonnen. Die Mannschaft startete als Underdog in das Turnier und kämpfte sich von einem Sieg zum nächsten. Lotta trug mit ihrer Leistung maßgeblich zum Erfolg bei und ist die einzige Spielerin der aktuellen Mannschaft, die die Qualifikation für das EYOF mit bestritten hat.

Lotta über ihre Wahl: „Das macht mich sehr, sehr glücklich. Es war echt eine Überraschung, diese erfreuliche Nachricht überbracht zu bekommen. Ich bin stolz auf mein Team und trage die Fahne für alle zusammen. Ich reise mit ganz vielen, neuen Eindrücken ab. Man konnte durch das Multisportevent ganz viele neue Sportarten entdecken und das hat viel Spaß gemacht.“

Der 16-jährige Milan Zeisig vom SV Berliner Brauereien war an jedem Tag beim EYOF im Einsatz und zeigte konstant herausragende Leistungen. Im gesamten Turnier verlor er nur zwei Sätze im Einzel-Halbfinale und holte damit Bronze im Einzel. Im Mixed Doppel marschierte er mit seiner Partnerin Laira Röhl durch den Wettkampf und gab in keinem einzigen Spiel einen Satz verloren. Am Ende krönte er sich dadurch am letzten Wettkampftag zusätzlich mit der verdienten Goldmedaille.

Milan zeigt sich begeistert: „Ich bin ziemlich überwältig. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass ich Fahnenträger werde. Ich glaube, das kann ich alles erst begreifen, wenn ich etwas runtergefahren habe. Im Moment bin ich noch überwältig vom spielerischen und von der Atmosphäre. Ich fliege jetzt erstmal in den Urlaub und freue mich darauf, dass ich das Alles nochmal Revue passieren lassen kann.“

Eine Übersicht aller Erfolge des Team Deutschland beim EYOF findet ihr hier: Team D Erfolge EYOF Skopje 2025

Eine Auflistung aller Sportler*innen inkl. Vereinen und zugehöriger Bundesländern findet ihr hier: Alle 148 Athlet*innen des Team D EYOF Skopje 2025

Erstes olympischen Event für Team D Nachwuchssportler*innen

Für den deutschen Nachwuchs im Alter von 13 bis 18 Jahren war es das erste internationale Event mit olympischem Charakter. Das vom European Olympic Committee (EOC) organisierte EYOF ist mit rund 3.000 Athlet*innen aus 48 Nationen das größte und wichtigste Multisportevent für die europäischen Nachwuchstalente. In 15 olympischen Sportarten ging es um insgesamt 488 Medaillen.

Chefin de Mission, Prof. Dr. Ilka Seidel, zieht ein positives Gesamtfazit: „Wir sind stolz auf den Nachwuchs des Team Deutschland und auf das, was sie beim EYOF geleistet haben. Im Vordergrund stand für uns, dass die Athlet*innen internationale Erfahrung sammeln und an ein Event in dieser Größenordnung herangeführt werden. Wir haben aber auch gesehen, wie ehrgeizig der Nachwuchs des Team D ist und wie viel Potential in ihm steckt. Das EYOF ist eine sehr gute Adresse für alle Nachwuchssportler*innen, um sich weiterzuentwickeln und den nächsten Schritt in der Leistungssportkarriere zu machen. Ich gratuliere allen Medaillengewinner*innen im Namen des DOSB und wünsche allen Athlet*innen, dass sie ihren sportlichen Traum weiter zielstrebig verfolgen, dass sie gesund bleiben und wir sie eines Tages im großen Team Deutschland willkommen heißen dürfen.“

Was bleibt von Paris 2024? Fünf Impulse, die über den Sport hinaus wirken

Paris 2024 war ein Wendepunkt, der durch tiefgreifende Reformen, die das Internationale Olympische Komitee (IOC) unter Präsident Thomas Bach bereits Jahre zuvor angestoßen hatte, möglich gemacht wurde. Mit der Olympic Agenda 2020, The New Norm und Olympic Agenda 2020+5 wurde die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele grundlegend neu gedacht: transparenter, nachhaltiger, sozialer. Das Ergebnis: ein Sportgroßevent, das sich in die Gesellschaft integrierte, statt sich von ihr zu entfernen. 

Reichweite und Teilhabe: Spiele für alle

Die Spiele in Paris waren keine elitäre Veranstaltung, sondern ein Fest für Millionen: Über 12 Millionen Tickets wurden verkauft, 8 Millionen Menschen besuchten die öffentlichen Fanzonen, 45.000 Volunteers engagierten sich im Einsatz vor Ort, Weltweit verfolgten 5 Milliarden Zuschauer*innen das Geschehen über TV und digitale Kanäle. Die Spiele waren dank innovativer Formate und urbaner Austragungsorte moderner, jugendlicher und inklusiver. Sie waren spürbar näher an den Menschen dran und dadurch so sichtbar wie nie.

Viele Athlet*innen wurden so zu Vorbildern, was sich direkt auf den organisierten Sport im Land auswirkte. Nach den Spielen stiegen die Mitgliederzahlen in französischen Sportvereinen deutlich an. Tischtennisvereine meldeten ein Plus von 20 Prozent, im Fechten waren es sogar 25 Prozent, beim Triathlon 32 Prozent. Auch Schwimmen, Handball, Rugby, Volleyball und der Para-Sport verzeichneten Zuwächse, beflügelt durch starke Auftritte und Medaillen heimischer Sportler*innen wie dem Schwimmer Léon Marchand und Tischtennisspieler Félix Lebrun.

World University Games: Team & Mixed-Team Entscheidungen an Tag 4

Für die deutschen Recurve und Compound Teams ging es bei den FISU World University Games in Essen um den Einzug in die Finals und der Möglichkeit vor der Zeche Zollverein schießen zu dürfen.

EYOF: Gold für Theresa Schnell im Luftgewehr Solo

Theresa Schnell sorgt beim European Youth Cup Festival für die erste deutsche Medaille im Schießsport. Mit der Goldmedaille beschert Schnell Team Deutschland die dritte Goldmedaille und die insgesamt Achte Medaille beim EYOF.

World University Games: Gute Vorstellung der deutschen Bogensportler

Bei den World University Games Rhein-Ruhr (16. bis 27. Juli) sind die Qualifikationen und die Einzeleliminierungen Recurve und Compound ausgeschossen. Dabei belegen mit Platz 7 bei den Recurve Herren Jonathan Vetter, Johanna Klinger bei den Recurve Frauen mit Platz 9 und Ruven Flüß bei den Compound Herren mit Platz 5 die besten deutschen Platzierungen.

FISU: Gute Vorstellung der deutschen Bogensportler

Bei den World University Games Rhein-Ruhr (16. bis 27. Juli) sind die Qualifikationen und die Einzeleliminierungen Recurve und Compound ausgeschossen. Dabei belegen mit Platz 7 bei den Recurve Herren Jonathan Vetter, Johanna Klinger bei den Recurve Frauen mit Platz 9 und Ruven Flüß bei den Compound Herren mit Platz 5 die besten deutschen Platzierungen.

EYOF: Enttäuschte Sportler und Trainer nach den Luftpistolen Solo Wettkämpfen

Nach den Einzel- und Duetwettkämpfen im Luftpistolenbereich beim European Youth Cup Festival in Skopje, Mazedonien, standen heute die Solo Wettkämpfe Luftpistole auf dem Programm. Beim Solo Wettkampf geht es um Hit oder miss, zu Deutsch Treffer oder Nicht-Treffer. Alles ab einer Wertung von 9,8 Ringen zählt als Treffer.

DM & World Tour Target Sprint Haibach: Ein Fest für die rasante Disziplin

Vom 25. bis 27. Juli geht es in Haibach rasant zu: Dann findet nicht nur die Deutsche Meisterschaft im Target Sprint statt, sondern zudem die internationale World Tour mit einigen der weltbesten Athletinnen und Athleten, die später im Jahr auch noch um die WM-Titel laufen und schießen werden.

DM Ordonnanzgewehr/Unterhebelrepetierer: Limitzahlen für die DM in Hannover veröffentlicht

Die DSB-Sportleitung hat die Limitzahlen für die Deutsche Meisterschaft im Bereich Ordonnanzgewehr/Unterhebelrepetierer, die in der Zeit vom 19. bis 20. September 2025 im Landesleistungszentrum in Hannover stattfinden wird, veröffentlicht.

EYOF: Tag Zwei mit Luftpistolen Einzel & Luftgewehr Duett

Tag Zwei beim European Youth Olympic Festival ist abgeschlossen und die Hitze in Mazedonien nimmt zu. Heute standen die Disziplinen Luftpistole Einzel der Juniorinnen und Junioren, als auch das Luftgewehr Duett im Fokus.

EYOF: Tag Zwei mit Luftpistolen Einzel & Luftgewehr Duet

Tag Zwei beim European Youth Olympic Festival ist abgeschlossen und die Hitze in Mazedonien nimmt zu. Heute standen die Disziplinen Luftpistole Einzel der Juniorinnen und Junioren, als auch das Luftgewehr Duet im Fokus.

„Menschenrechte sind unverhandelbar, unteilbar und universell verbindlich für alle!“

74 Jahre ist er alt, aber von Ruhestand hält Joachim Rücker wenig, und das ist gut für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Im Anfang 2023 begründeten Menschenrechts-Beirat ist der promovierte Wirtschaftswissenschaftler, der in Stuttgart lebt, als Geschäftsführer eine prägende Stütze. Die Erfahrungen, die Rücker aus seinen Stationen im Auswärtigen Amt und bei den Vereinten Nationen, deren Menschenrechtsrat er 2015 als Präsident führte, mitbringt, sind für die ehrenamtliche Arbeit im organisierten Sport Gold wert. 14 Mitglieder hat das Gremium, dem DOSB-Präsident Thomas Weikert vorsitzt. Dreimal im Jahr wird unter Projektleitung von Kirsten Witte-Abe, Leiterin Organisationsentwicklung im DOSB, getagt, einmal davon in Präsenz. So geschehen in der vergangenen Woche in Berlin, was wir zum Anlass genommen haben, mit Joachim, der auch Mitglied im 2023 einberufenen Lenkungskreis der Olympiabewerbung ist, über die wichtigsten Inhalte der Arbeit und die brennendsten Zukunftsthemen zu sprechen.

DOSB: Joachim, in wenigen Sätzen erklärt: Warum braucht ein Dachverband wie der DOSB einen Menschenrechts-Beirat?

Joachim Rücker: Das Thema Menschenrechte und deren Einhaltung hat auch im Sport immens an Bedeutung gewonnen. Die „Guiding Principles on Business and Human Rights“ der Vereinten Nationen, kurz UNGP, standardisieren den Umgang mit den menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten und sind als Richtschnur für Unternehmen, aber auch Verbände und Organisationen zu verstehen. Wenn eine Organisation, wie 2022 der DOSB, sich in ihrer Satzung zu den Menschenrechten bekennt, dann ist es wichtig, sich dazu begleitend externer Expertise zu bedienen. Das tun wir mit dem Beirat, in dem zwar auch Vertreter*innen aus DOSB-Mitgliedsorganisationen, aber überwiegend Externe sitzen, die das Präsidium des DOSB in allen Menschenrechtsfragen beraten.

Beraten bedeutet, dass ihr Empfehlungen gebt, aber keine Entscheidungsbefugnis habt oder bindende Rechtsvorschriften erarbeitet?

Korrekt. Wir verstehen uns als kritische Begleitung, die Positionen erarbeitet und klare Meinungen vertritt, ohne damit jedoch aktiv in die Politik des DOSB einzugreifen. Nach unserer Gründung wurde zunächst eine Risikoanalyse erstellt, aus der sich verschiedene Tätigkeitsfelder ergaben. Auf dieser Grundlage wurde dann die Menschenrechts-Policy des DOSB erarbeitet. Mittlerweile geht es um die Umsetzung der Policy, den Aktionsplan.

Ist ein solcher Beirat ein deutsches Phänomen, oder gibt es Vergleichbares in anderen Nationen auch?

Auch andere Nationen, die die UNGP umsetzen, haben einen Menschenrechts-Beirat im Sport, aber allzu viele sind es meines Wissens noch nicht. In erster Linie sind es nord- und westeuropäische Staaten, die zum Beispiel aktuell unter der Führung Dänemarks zusammenarbeiten, um ein internationales Leitbild für die Verankerung von Menschenrechten bei Sportgroßveranstaltungen zu erstellen.

Menschenrechte sind doch seit vielen Jahren schon ein wichtiges Thema. Wie kommt es, dass es den Beirat im DOSB erst seit drei Jahren gibt?

Das liegt daran, dass die UNGP erst 2011 entwickelt wurden. In den 2010er-Jahren ging es dann zunächst um Unternehmen. Erst Anfang dieses Jahrzehnts kam die Einsicht, dass sie auch für Verbände und Organisationen analog anwendbar sind. Entsprechend hat der DOSB 2022 das Thema in seine Satzung aufgenommen und es kam zur  Gründung des Beirats.

Geht es bei eurer Arbeit vorrangig darum, die Menschenrechte und deren Einhaltung als wichtiges Thema sichtbar zu machen, oder gibt es tatsächlich substanzielle Veränderungen, die durch die UNGP und deren Umsetzung möglich werden?

Es geht um beides. Einerseits ist es wichtig, dem Thema dauerhafte Sichtbarkeit zu geben. Andererseits hat es zum Beispiel auf Unternehmensebene mit dem Lieferkettengesetz - auch wenn die entsprechende Berichterstattung derzeit suspendiert ist - substanzielle Veränderungen gegeben, die etwa dazu geführt haben, dass  Kinder- und Zwangsarbeit in den Lieferketten so weit wie irgend möglich ausgeschlossen wird.

Dann lass uns konkret über ein paar Themen sprechen, die euch im Beirat bewegen. Ihr habt vergangene Woche euer Jahrestreffen in Berlin gehabt. Was waren die wichtigsten Punkte auf der Tagesordnung?

Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass wir uns nicht zufällig in Berlin getroffen haben. Berlin ist aktuell auch Austragungsort der World University Games, die hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen stattfinden. Wir haben uns mit dem Menschenrechtskonzept dieser Weltspiele der Studierenden ausführlich befasst und es als durchaus vorbildlich eingeordnet. Deshalb war es schön, sich vor Ort auch direkt von diesem Sportgroßevent inspirieren zu lassen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass aus den vergangenen Jahren viele Lehren gezogen wurden und das Thema Menschenrechte sehr gut in Sportgroßveranstaltungen integriert werden kann. Das ist ja auch bei der UEFA Euro 2024 gut gelungen. Aber um die Frage zu beantworten: Ein Schwerpunkt war der Umgang mit antidemokratischem Verhalten.

„Meine dringende Bitte lautet: Keine Experimente machen!“

Sie selbst hat aktiv Tennis gespielt. Als Verbandsärztin im Biathlon und im Rudern  und als DOSB-Teamärztin bei den World Games 2022 in den USA und den Olympischen Spielen 2024 in Paris hat sie viele Erfahrungen angeeignet, die ihr bei der Betreuung eines Multisport-Events zugutekommen. Dennoch wird auch Dr. med. Katharina Blume zumindest ein wenig aufgeregt sein, wenn sie am 1. August in Frankfurt am Main in den Air-China-Flieger nach Chengdu steigt. In der 20-Millionen-Einwohner-Stadt in der südwestchinesischen Provinz Szechuan stehen vom 7. bis 17. August die World Games auf dem Programm, die Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten. Die deutsche Delegation besteht aus 213 Athlet*innen und 106 Teammitgliedern, und die Kardiologin und Internistin, die am BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin arbeitet, ist mit ihrem Team für die medizinische Betreuung zuständig. Für ihr Engagement nimmt sie sich gezielt Zeit - außerhalb ihrer regulären Tätigkeit in der Klinik, teils im Rahmen von Urlaub, teils durch unbezahlte Freistellungen. „Solche Veranstaltungen sind für mich ein besonderes Highlight. Ich freue mich sehr darauf und hoffe, dass wir viele ruhige Momente erleben werden, um entspannt die Wettkämpfe verfolgen zu können.“

DOSB: Katharina, du leitest das medizinische Team, das die deutsche Delegation zu den World Games nach Chengdu begleitet. Wie viele Personen seid ihr und wie darf man sich eure Arbeit vor Ort vorstellen?

Katharina Blume: Wir sind zu siebt und kennen uns bereits zum Teil von vorherigen Events. Daniel Hensler ist Orthopäde und Unfallchirurg, gemeinsam mit ihm decke ich als Internistin und Kardiologin die wichtigsten medizinischen Kernbereiche ab. Dazu kommen unsere vier Physiotherapeuten Andreas Richter, Stefan Kalteis, Sandra Zitzler und Victoria Nolte und unser Psychologe Christian Heiss. Wir bieten medizinische Betreuung für das gesamte Team D, also nicht nur für die Athletinnen und Athleten, sondern auch für die Delegation. Wenige Verbände haben auch noch eine eigene medizinische Betreuung, mit der wir im ständigen Austausch sind und uns gegenseitig unterstützen.

Habt ihr vor Ort eigene Räume oder seid ihr mobil unterwegs?

Der Unterschied zu Olympischen Spielen ist, dass bei den World Games die Sportlerinnen und Sportler nach Sportarten untergebracht sind und nicht nach Nationen. Das macht es ein wenig schwieriger, den Überblick zu behalten. Wir haben im Cluster A, wo der Großteil der deutschen Delegation untergebracht ist, Räume in einem Komplex angemietet, der direkt neben dem Athletendorf liegt. Die Informationslage ist noch etwas spärlich, aber es sieht so aus, dass wir dort mit vielen Gesundheitsteams anderer Nationen untergebracht sind und deshalb so eine Art medizinisches Zentrum vorfinden werden. Ein Teil unseres Teams ist immer dort anzutreffen, vor allem hat unser Psychologe einen ruhigen Rückzugsraum für Gespräche. Wir werden aber auch im Cluster B regelmäßig anwesend sein. Außerdem sind wir an den Wettkampfstätten unterwegs, um den direkten Kontakt zu suchen und, wenn mal etwas freie Zeit bleibt, auch Sport schauen und anfeuern zu können. Wir machen selbstverständlich auch „Hausbesuche“, weil wir möchten, dass sich erkrankte Personen möglichst in ihren Zimmern isolieren, um die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten.

Habt ihr vor Ort medizinisches Gerät oder nutzt ihr Einrichtungen, die die Organisatoren der Spiele bereitstellen?

Die Notfallversorgung ist sichergestellt, wir haben alles, um die Erstbehandlung bei Erkrankungen oder Verletzungen zu übernehmen. Bei schweren Verdachtsfällen oder Diagnosen nutzen wir die Anbindung an das Organisationsteam, da können wir auf alles Notwendige zurückgreifen, und aus Erfahrung wissen wir, dass die Versorgung in Asien sehr gut ist. Wir arbeiten eng mit den Teams vor Ort zusammen - relevante medizinische Entscheidungen werden stets im gemeinsamen Austausch getroffen, nicht an uns vorbei.

Dann lass uns über die wichtigsten Themen sprechen, die euch beschäftigen. Beginnen wir mit dem Klima, das Mitteleuropäer vor große Herausforderungen stellt: Temperaturen weit jenseits der 30 Grad, die auch nachts kaum unter diese Marke fallen, dazu eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Worauf ist zu achten, um damit bestmöglich umzugehen?

Dieses Wetter darf man keinesfalls unterschätzen. Optimal wäre, man könnte eine Hitzeanpassung machen, die aber 14 Tage dauern kann. Diese Zeit hat man im Sport meistens nicht. Es ist aber gut, dass auch bei uns derzeit Sommer ist und die Aktiven sich im Training schon an die Bedingungen herantasten konnten. Viele Ratschläge, die wir geben, sind bekannt, es ist aber in Chengdu enorm wichtig, sie umzusetzen. Man sollte sich so wenig wie möglich unter freiem Himmel aufhalten, im Freien so oft und gut, wie es eben geht, Schatten aufsuchen. Eine Kopfbedeckung ist Pflicht, eine Sonnenbrille angeraten. Sonnencreme mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 muss mehrfach am Tag aufgetragen werden, weil sie abgeschwitzt wird. Keine gute Idee ist es, sich mit freiem Oberkörper in die Sonne zu legen, weil das die Haut schädigt und erhitzt. Ein helles, atmungsaktives Shirt ist die weitaus bessere Variante. Zur Abkühlung empfehlen wir feuchte Handtücher und Kühlwesten. Man muss nicht übertreiben, aber dem gesunden Menschenverstand folgen.

Das schließt ein, Warnsignale des Körpers zu beachten, um Überhitzung oder gar einen Hitzschlag zu vermeiden. Welche können das sein?

Wer nicht mehr schwitzt und eine stark erwärmte Haut hat, sollte sich dringend abkühlen. Wer Schwindel oder Übelkeit verspürt, muss raus aus der Sonne und erholende Maßnahmen einleiten. Falscher Ehrgeiz kann hier fatale Folgen haben.

Eine Grundregel lautet, ausreichend zu trinken. Aber was bedeutet das? Ist nicht jeder Körper unterschiedlich und hat ein individuelles Bedürfnis?

Das stimmt, aber es gibt drei Faustregeln, die in puncto Flüssigkeitshaushalt wichtig sind. Erstens: Vor Training und Wettkampf für ausreichend Hydration sorgen. Das bedeutet, bis 30 Minuten vor der Belastung 500 bis 1.000 Milliliter zu sich zu nehmen. Zweitens: Während Training und Wettkampf ist eine kontinuierliche Flüssigkeitszufuhr entscheidend - nicht erst im Nachhinein mehrere Liter trinken. Ein sinnvoller Richtwert liegt bei rund 200 Milliliter alle 15 Minuten. Man kann das durch Wiegen vor und nach einer Belastung ganz gut kontrollieren. Ein Gewichtsverlust von mehr als zwei Prozent des Körpergewichts kann erhebliche Auswirkungen auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit haben und sollte unbedingt vermieden werden. Und drittens: Nach der Belastung immer nachjustieren, aber ebenfalls in kleinen Mengen. Der Urin liefert einen einfachen Hinweis auf den Flüssigkeitshaushalt: Eine dunkle bis gelbe Färbung weist auf einen Flüssigkeitsmangel hin. Ist der Urin hingegen hell oder nahezu klar, ist der Körper in der Regel gut hydriert.

Reicht es, Wasser zu trinken, oder braucht es Elektrolytgetränke?

In einem Klima, in dem man so stark schwitzt, ist es wichtig, Mineralstoffe zuzuführen. Das geht, indem man etwas Natriumsalz ins Wasser gibt. Wir empfehlen aber auch Elektrolytgetränke, die die notwendigen Reserven aufzufüllen helfen. Ein absolutes No-Go ist, sich vor Ort in Apotheken oder Supermärkten mit irgendwelchen Supplements zu versorgen!

Das sollte im Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln doch allen Athlet*innen klar sein, oder?

Sollte es, dennoch weisen wir immer wieder darauf hin. Nahrungsergänzung bitte nur dann einsetzen, wenn es Produkte sind, die auf der Kölner Liste stehen und damit geprüft und erlaubt sind. Und wenn man weiß, dass man sie verträgt.

Reicht denn das, was man in Deutschland nimmt, auch in China aus, oder braucht es wegen der klimatischen Belastungen dort zusätzliche Supplements?

Das Einzige, was wir manchen in den ersten Tagen zusätzlich empfehlen, sind Präparate mit Vitamin C und Zink, um die Infektionsanfälligkeit zu minimieren. Alles andere ist nicht notwendig - vorausgesetzt, es liegen keine Mangelzustände vor. Wenn alle nur das nehmen, was sie kennen, bekommen wir keine Probleme. Meine dringende Bitte lautet: Keine Experimente machen!

„Es sollte immer um die Sache gehen, die muss einem etwas bedeuten!“

Was man von ihr bekommt, das weiß Manuela Schmermund erfrischend ehrlich einzuordnen. „Ich war immer so etwas wie das Enfant terrible, die Motztante“, sagt sie, „aber ich finde es wichtig, in vernünftigem Maß eine Streitkultur beizubehalten, denn durch Reibung entsteht Veränderung. Gerade in einem großen Verband sollte man Entwicklungsprozesse nach außen kehren, um zu zeigen, dass man sich auf allen Ebenen mit einem Thema auseinandergesetzt hat.“ Recht hat sie, die 53-Jährige, die für Deutschland 2004 bei den Paralympischen Spielen in Athen Gold mit dem Luftgewehr holte. Und genau deshalb sind wir im DOSB froh, einen kritischen Geist wie Manuela Schmermund in der Gruppe unserer Persönlichen Mitglieder zu wissen.

Diese Gruppe ist so etwas wie ein Beirat für den Dachverband des organisierten Sports. Ihre bis zu 15 Mitglieder - aktuell sind es zwölf - werden vom DOSB-Präsidium und der Athletenkommission vorgeschlagen und im Zuge der Mitgliederversammlung alle vier Jahre gewählt. In der „Arbeitsplatzbeschreibung“ steht, dass sie den DOSB in seiner Arbeit unterstützen, indem sie das Präsidium beraten, und die Interessen des Sports dadurch vertreten, dass sie als seine Botschafter*innen fungieren, seine Werte in die Gesellschaft tragen und bei Veranstaltungen des DOSB als Repräsentant*innen auftreten. So viel zur Theorie.

Manuela steht bereit, wenn Unterstützung gefragt ist

Wer etwas zur Praxis wissen möchte, ist bei Manuela Schmermund genau richtig, denn die Sportschützin, die in ihrem Heimatverein Schützengilde Mengshausen im hessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg als Aktive und Nachwuchsbetreuerin wichtige Funktionen übernimmt, ist das Mitglied mit den meisten Einsätzen. Wann immer Unterstützung gefragt ist, steht sie bereit. „Als ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, Persönliches Mitglied zu werden, war mir zunächst nicht klar, was das bedeutet. Aber die Inhalte sind grundsätzlich zu wichtig, um so eine Anfrage abzulehnen“, sagt sie zu ihrer Motivation, sich einmal mehr in den ehrenamtlichen Dienst zu stellen.

Was sie einbringen kann, ist neben der Erfahrung aus mehr als 20 Jahren Leistungssport, in denen sie sich stets auch in die Athlet*innenvertretung einbrachte, die Perspektive einer Parasportlerin, die sich seit langer Zeit für Inklusion stark macht und so einige Kämpfe gegen althergebrachte Strukturen ausgefochten hat. „Ich sehe meine wichtigste Aufgabe darin, meine persönlichen Erfahrungswerte einzubringen, um damit einen Mehrwert zu bieten, der auch dem DOSB nutzt“, sagt sie. Deshalb schätzt sie besonders die Einsätze auf Veranstaltungen wie beispielsweise der Sportabzeichen-Tour, die sie in diesem Jahr in Göttingen erstmals live erlebte. „Mit Menschen aus dem Sport in Kontakt zu kommen und sich über Sorgen und Nöte, aber auch das, was gut läuft, auszutauschen, finde ich sehr wichtig!“

DM Vorderlader: Deutsche Meister in Hannover und Wiesbaden gekürt

In Hannover und Wiesbaden fanden am vergangenen Wochenende die Deutschen Meisterschaften Vorderlader statt. Dabei wurden nicht nur Deutsche Rekorde eingestellt, sondern auch bekannte Namen wussten sich durchzusetzen.

EYOF: Tag Eins mit Luftgewehr Einzel & Luftpistolen Duet

Tag Eins bei dem European Youth Olympic Festival ist Geschichte, bei dem auch erstmalig der Schießsport vertreten war. Dabei standen sowohl die Disziplinen Luftgewehr der Juniorinnen und Junioren, als auch das Luftpistolen Duet im Fokus.

EM 25m, 50m, 300m, Flinte Chateauroux: Vierer-Interview

Sie treten in unterschiedlichen Disziplinen an, haben unterschiedliche Vorstellungen, aber eines gemein: sie sind Teilnehmer an der Europameisterschaft im französischen Châteauroux (25. Juli bis 6. August). Isabel Wassing (Flinte), Emanuel Müller (Pistole), Katrin Grabowski (Gewehr) und Kris Großheim (Laufende Scheibe) äußerten sich im Vorfeld der EM zu ihren Erwartungen und Zielen.

„Die Silbermedaille von Paris hat einiges einfacher gemacht“

Zugegeben, es ist eine gemeine Frage. Von einem Spitzenathleten wissen zu wollen, welche seiner gewonnenen Medaillen den größten Wert hat, ist ungefähr so fair, als würde man einen Familienvater fragen, welches seiner Kinder ihm das liebste sei. Allerdings hat diese Frage einen angemessenen Hintergrund, wenn man sie Florian Unruh stellt. Der 32-Jährige zählt zu den wenigen deutschen Topsportlern, die es geschafft haben, sowohl bei den Olympischen Spielen als auch bei den World Games, den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten, Edelmetall zu gewinnen. Bei Olympia holte der Bogenschütze vom SSC Fockbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde) im vergangenen Jahr in Paris im Mixed mit dem Recurve-Bogen an der Seite von Michelle Kroppen (29/Jena) Silber. Bei den World Games 2022 in Birmingham (USA) stand er im Feldbogen-Wettbewerb sogar ganz oben auf dem Siegertreppchen.

„Es ist wirklich schwierig, diese beiden Medaillen miteinander zu vergleichen“, sagt er, „natürlich ist ein Titelgewinn etwas ganz Besonderes, aber der Einfluss, den Olympiasilber auf meine Karriere hatte, ist deutlich größer. Die Medaille von Paris hat meine Außenwirkung deutlich verändert und einiges einfacher gemacht.“ Der größte Unterschied zwischen den Weltspielen im olympischen und nicht-olympischen Bereich zeige sich in der medialen Aufmerksamkeit. „Selbst in einer Randsportart wie dem Bogenschießen ist deutlich zu spüren, wie sehr die Anfragen rund um Olympische Spiele zunehmen. Olympia ist in allen Dimensionen größer“, sagt er. Die World Games seien eher mit den European Games vergleichbar, die er 2015 in Baku (Aserbaidschan) erstmals erleben durfte.

Bei den World Games ist er Titelverteidiger

Was aber nicht heißt, dass Florian Unruh deshalb die Vorbereitung auf die bei der kommenden World-Games-Ausgabe in Chengdu (China) vom 7. bis 17. August anstehende Titelverteidigung weniger ernst nähme. „Ich mag Multisport-Veranstaltungen sehr und freue mich darauf, mit anderen Sportarten und Athleten in Kontakt zu kommen. Sportlich gesehen bedeuten mir die World Games ähnlich viel wie Olympia“, sagt er. Wobei die nicht-olympische Feldbogen-Variante, die auch in China zur Austragung kommt, in der Förderung gegenüber den olympischen Disziplinen nachrangig eingeordnet wird. „Ich werde von der Bundeswehr für die olympischen Wettkämpfe bezahlt“, sagt der Sportsoldat, der sein Informatik-Studium zu Gunsten des Sports zurückgestellt hat.

EYOF 2025 in Skopje eröffnet

Das Team Deutschland lief bei der gestrigen Eröffnungsfeier im Jane Sandanski Sports Center an elfter Stelle ein. Insgesamt nahmen an der Zeremonie 48 europäische Nationen teil.

Das Fahnenträger*innen-Duo Jolina Reinhold (Judo) und Johann Grau (3x3 Basketball) führte die deutschen Nachwuchsathlet*innen an. Für die beiden, jungen Talente ein großer Moment in ihrer Karriere.

Jolina Reinhold sagte zu ihrer Wahl: „Ich habe es überhaupt nicht erwartet. Es war ein mega Gefühl, unbeschreiblich, die deutsche Fahnenträgerin zu sein. Ich freue mich auf das Turnier und möchte gewinnen. Ich bin etwas nervös, aber wenn der Kopf mitspielt, ist alles drin.“

Die 15-jährige Jolina vom TSV Abensberg (Bayern) ist aktuell U18-Weltranglistenerste in der Gewichtsklasse bis 57 kg. Im vergangenen Jahr holte sie bei der U18-Weltmeisterschaft bereits Bronze und hält zudem den Titel der deutschen Meisterin in der U18 und U21.

DM Sportschießen: Limitzahlen für die DM Sportschießen in München veröffentlicht

Die DSB-Sportleitung hat die Limitzahlen für die Deutsche Meisterschaft im Bereich Sportschießen, die in der Zeit vom 21. bis 31. August 2025 auf der Olympiaschießanlage in Garching Hochbrück bei München 2025 stattfinden wird, veröffentlicht.

Wenn eine Hundertstelsekunde zum großen Glück genügt

Die Sommerferien in Sachsen dauern in diesem Jahr bis zum 8. August. Für Kyra Säbisch ist das ein nicht ganz unerheblicher Fakt, denn während ihre Klasse am Sportgymnasium Leipzig wieder zum Unterricht erscheinen muss, erlebt die Athletin von SC DHfK Leipzig rund 7.500 Kilometer südöstlich in Chengdu (China) den Höhepunkt ihrer noch jungen Leistungssportkarriere. Bei den World Games, den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten, geht die dann 17-Jährige am ersten Wochenende im Finswimming (Flossenschwimmen) für die deutschen Frauenstaffeln über 4x50 sowie 4x100 Meter an den Start. „Ich habe noch immer nicht realisiert, dass ich mich wirklich dafür qualifiziert habe. Aber natürlich freue ich mich wahnsinnig darauf!“, sagt sie.

Um das zu schaffen, hatte Kyra Säbisch Mitte April ein Drama überstehen müssen. Die Qualifikation für den fünften Platz im Team neben Nadja Barthel (SC DHfK Leipzig), Lilly Placzek (SG Dresden), Michele Rütze (SG Dresden) und Johanna Schikora (TC FEZ Berlin) sollte beim Weltcupfinale in Barcelona ausgeschwommen werden. Nach ihren Vorleistungen lagen Kyra, Lara Gawenda und Nina Kohler gleichauf, und so wurde die in Spanien geschwommene 100-Meter-Zeit als Bewertung herangezogen. Kyra war die Schnellste - mit dem hauchdünnsten messbaren Vorsprung von einer Hundertstelsekunde. „Als ich anschlug, wusste ich noch nicht, dass die Zeit ausreichte“, erinnert sie sich. „Als es dann klar war, habe ich mich natürlich sehr gefreut. Aber die anderen beiden, die teilweise schon deutlich länger als ich auf das Ziel World Games hingearbeitet haben, taten mir auch sehr leid. Es war auch für mich, aber insbesondere für sie hart, damit umzugehen.“

Erst seit zwei Jahren ist Kyra im Finswimming aktiv

Weil Sport manchmal grausam sein kann, aber niemand für Spitzenleistungen um Entschuldigung bitten muss, darf sich Kyra Säbisch nun spätestens seit Ende Juni als Teil des Team D für Chengdu fühlen. Seit sie in der DOSB-Zentrale in Frankfurt am Main ihre Teamkleidung in Empfang nehmen konnte, ist die Vorfreude auf das größte Event ihres Sports noch einmal gewachsen. Für eine Schülerin wie die aus Altenhain bei Grimma stammende Athletin, die in Kindertagen mit dem Schwimmen begann und erst 2023 erstmals die Monoflosse anlegte, ist die Reise nach China kaum greifbar. „So etwas erlebt man nicht oft, vielleicht nur einmal im Leben“, sagt sie. „Ich habe noch immer nicht das Gefühl, zu 100 Prozent im Finswimming angekommen zu sein. Eineinhalb Jahre hat die Umstellung sicherlich gedauert.“

„Wenn Gegner zu Freunden werden, ist das eine extreme Bereicherung“

DOSB: Sebastian, besonders erfolgreiche Athlet*innen tun sich mit ihrem Karriereende oftmals besonders schwer. Ob man den richtigen Zeitpunkt gewählt hat, weiß man erst im Nachhinein, aber warum fühlt sich dieser Schritt für dich jetzt richtig an?

Sebastian Brendel: Tatsächlich ist das eine sehr individuelle Entscheidung. Bei mir war es ein Prozess, der im Prinzip Zeit gebraucht hat von den Olympischen Spielen in Paris bis jetzt. Mit fortschreitendem Alter wird das Gefühl, dass das Karriereende naht, immer stärker. Ich habe in den vergangenen Monaten gespürt, dass ich die Energie nicht mehr aufbringen kann, um die 100 Prozent leisten zu können, die es braucht, um vorn mitzufahren. Und das war und ist immer mein Anspruch. Ich war ganz oben und weiß, was dafür notwendig ist, um dort zu bleiben. Aber meine Prioritäten haben sich verschoben, hin zu mehr Zeit für Beruf und Familie. Also haben wir gemeinsam entschieden, dass es reicht, und für mich fühlt sich das absolut richtig an.

Du bist schon seit 2008 bei der Bundespolizei beschäftigt. Fällt der Schritt ins Leben nach dem aktiven Sport leichter, wenn man weiß, was danach kommt?

Vielleicht ein wenig. Aber dieses „Was kommt danach“ spielt immer eine Rolle, selbst wenn man schon im Berufsleben steckt. Vor allem, wenn man in seinem Sport zur Weltspitze zählt und Anerkennung für das bekommt, was man leistet. Dann ist das ganze Leben darauf ausgerichtet, was den Übergang schwierig macht. Für mich kann ich aber sagen, dass es mir geholfen hat zu wissen, was meine neuen Aufgaben und nächsten Ziele sind. Ich habe nach Paris eine Aufstiegsausbildung bei der Polizei gemacht und in den Gesprächen mit meinem Arbeitgeber gespürt, dass man dort einen Plan für mich hat und ich mich damit sehr gut identifizieren kann. Deshalb habe ich keine Sorge vor der Veränderung.

Zu wissen, dass es vielleicht nie wieder etwas geben wird, das du so gut kannst oder das dich so sehr erfüllt wie der Kanurennsport: Welche Gefühle kommen da bei dir auf? Hast du im neuen Job denselben Ansporn, der Beste sein zu wollen oder gar zu müssen?

Wenn man sehr lange erfolgreich war, dann ist dieser Anspruch in der DNA verankert. Sich davon freizumachen, das ist sicherlich nicht einfach. Ich finde einen gewissen Anspruch an die eigene Leistungsbereitschaft auch im neuen Job nicht verkehrt, aber es kommt nun auch vermehrt darauf an, dass der Beruf mir Spaß bringt, und das Gefühl habe ich. Mir ist schon klar, dass ich eine solche Anerkennung und auch eine solche Bühne, wie es zumindest die Olympischen Spiele für mich waren, im neuen Lebensabschnitt nicht mehr bekommen werde. Aber das ist vollkommen okay.

Was kann denn den Wettkampf ersetzen, dem du dich als Leistungssportler fast täglich ausgesetzt hast? Oder wird er dir gar nicht fehlen?

Es wird sicherlich manches Mal in den Fingern jucken, sich mit anderen messen oder vergleichen zu wollen. Aber gerade bin ich sehr froh, dass ich selbstbestimmt trainieren kann und keine Zwänge habe. Und das ständige Vergleichen habe ich nie gebraucht, deshalb glaube ich, dass es mir nicht fehlen wird. Ich möchte nun viel lieber andere darin unterstützen, so gut wie möglich zu werden.

Du hast angekündigt, bei deinem Heimatverein KC Potsdam als Nachwuchstrainer zu arbeiten. Außerdem übernimmst du bei der Bundespolizei eine Stelle im Referat Aus- und Fortbildung im Spitzensport. Was reizt dich daran?

Mir ist es sehr wichtig, den Nachwuchs auf den ersten Schritten in den Kanusport zu begleiten. Ich glaube, dass es gerade dort Vorbilder braucht, und ich hoffe, dass ich ein solches sein kann. Bei der Bundespolizei arbeiten wir strategisch an der Entwicklung einer erfolgreichen Nachwuchsarbeit, auch da möchte ich meine Erfahrungen einbringen, um Verbesserungen zu bewirken. Die Kinder, die jetzt den Schritt in den Leistungssport wagen, sind diejenigen, die 2036, 2040 oder 2044, wenn wir hoffentlich wieder Olympische Spiele in Deutschland ausrichten dürfen, für unser Land an den Start gehen könnten. Daran mitzuwirken, dass es möglichst viele schaffen, ist für mich der große Reiz.

Du selbst hast an vier Olympischen Spielen teilgenommen und drei Goldmedaillen gewonnen, du bist 13-facher Welt- und 17-facher Europameister. Manchmal sind es jedoch nicht die offensichtlichen Triumphe, die Sportler*innen als die wichtigsten Momente ihrer Karriere einordnen. Welche Wegmarken waren für dich auf deinem sportlichen Weg entscheidend?

Der erste Einschnitt war im Jahr 2004 die Entscheidung, im Einer anzutreten. Ich war erstmals für die Junioren-Nationalmannschaft nominiert gewesen und bin im Vierer gestartet. Wir sind Siebter und Achter geworden, und auch wenn wir eine gute Truppe waren, habe ich gespürt, dass ich lieber allein für meinen Erfolg und Misserfolg verantwortlich sein wollte. Im Jahr darauf bin ich im Einer-Canadier bei der Junioren-WM in Szeged Doppelweltmeister geworden. Da wusste ich: Ich komme mit dem Druck gut zurecht, ich kann das!

2011 ist dir bei der WM in Szeged das Paddel gebrochen, dadurch stand die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 in London infrage. Wie hast du diese Phase erlebt?

Es war der schmerzhafteste Moment meiner Karriere, denn ich hatte mich aus dem langen Schatten von Andreas Dittmer herausgekämpft, der bei meinen Einstieg in die Nationalmannschaft vor mir lag. Ich musste wegen des Paddelbruchs im Olympiajahr in die Nachqualifikation, was großen Druck bedeutete, weil nur die ersten beiden sich für London qualifizieren konnten. Aber es gelang, und das war der Ausgangspunkt für meinen ersten Olympiasieg.

Neue Studie zeigt: Gesellschaft erwartet vom Leistungssport mehr als Medaillen

Prestigeträchtige Ziele wie internationale Medaillenerfolge oder ein besseres Ansehen Deutschlands in der Welt gelten vielen dabei zwar als relevant, sind ihnen aber weniger wichtig als die Förderung von Effekten, die in die Gesellschaft hineinwirken.

Befragt nach den Zielen staatlicher Leistungssportförderung, halten 94 % die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit in Vereinen für ‚sehr wichtig‘ oder ‚eher wichtig‘, ebenso viele die Sicherstellung ethischen Verhaltens im Sport. Auch die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts (91 %), die Stärkung leicht zugänglicher und günstiger Sportangebote (90 %), die Einbindung benachteiligter Gruppen (89 %) und die Vorbildwirkung von Athlet*innen (88 %) spielen hier für sehr viele Menschen eine wichtige Rolle.

Wegweisende Studie zur gesellschaftlichen Wahrnehmung des Leistungssports

Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt eine heute (14. Juli 2025) veröffentlichte Studie des SINUS-Instituts. Sie zeigt erstmals umfassend und differenziert, wie die deutsche Bevölkerung über Leistungssport und dessen staatliche Förderung denkt. Die vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und Athleten Deutschland im Frühsommer 2024 gemeinsam beauftragte Studie basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung von mehr als 1.500 Menschen.

DOSB-Vorstand Leistungssport Olaf Tabor sagt: „Die Ergebnisse der Studie bestärken uns in unseren Überzeugungen: Wir wollen einen sauberen und sicheren Leistungssport, von dem die Menschen in unserem Land etwas haben und der gleichzeitig die Entwicklung sportlicher Höchstleistungen angemessen fördert. Diese vielfältigen Ziele zu vereinen ist eine Herausforderung, aber das sollte unser Anspruch für den Leistungssport in Deutschland sein. Es geht um einen international erfolgreichen Leistungssport, von dem der organisierte Sport und unsere Gesellschaft gemeinsam profitieren - sei es durch geeignete Infrastruktur, gestärkten Zusammenhalt, spannende Unterhaltung oder die Motivation zum Sporttreiben.“

World University Games Rhein-Ruhr: Ein ungleiches Duo im Interview

Moritz Wieser (25 Jahre) und Jonathan Gräfe (24 Jahre) haben zwei komplett unterschiedliche Bogensport-Vitas: Wieser ist Recurveschütze und seit Jahren im Kader des DSB, Gräfe schießt Compound und nahm noch nie an einem internationalen Event teil. Nun erleben sie gemeinsam die World University Games Rhein-Ruhr in Essen (22. bis 26. Juli). Wie das ungleiche Duo darauf blickt, erzählt es im Interview.
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